Diversitätssensibles BGM: BGM vital
Institut für Arbeits-, Sozial- und Präventivmedizin
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Wandels der Arbeitswelt hin zu neuen Arbeits- und Organisationsformen wird es für Unternehmen zunehmend relevant, sich mit dem Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit aller Beschäftigten auseinanderzusetzen.
Dafür bedarf es gesundheitsorientierter Organisations- und Arbeitsstrukturen. Dies gilt für große Unternehmen, betrifft jedoch auch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU). Hier arbeiten mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland.
Mit dem Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) kann ein notwendiger Rahmen für gesundheitsförderliche Strukturen geschaffen werden. Bis heute fehlt es jedoch an konkreten Unterstützungsmaßnahmen gerade für KMU, da bisherige BGM-Initiativen in diesem Bereich zumeist sehr allgemein gehalten sind und nicht auf die konkrete Bedarfslage von KMU eingehen. Des Weiteren sind die bestehenden Leitfäden im Bereich des BGM wenig adressatennorientiert und diversitätssensibel ausgestaltet. Gerade Letzteres erfährt jedoch in einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft eine wachsende Bedeutung.
Worum geht es beim Projekt BGM vital?
Um dem Bedarf und den Anforderungen von Betrieben und Beschäftigten besser gerecht zu werden, ist es notwendig, diversitätssensible Strategien im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu entwickeln, die verschiedene Dimensionen wie beispielsweise Alter, Geschlecht, Nationalität/ ethnische Herkunft und Behinderungen berücksichtigen. Ziel des Forschungsprojekts BGM vital ist daher eine online zugängliche KMU-spezifische, diversitätssensible Handlungshilfe zu erstellen und eine webbasierte BGM-Servicestelle aufzubauen.
Im Projekt arbeiten Wissenschaftler*innen eng mit dem aus verschiedenen BGM-Akteuren bestehenden wissenschaftlichen Beirat und vor allem auch mit Vertreter*innen der KMU zusammen, um im Rahmen von Befragungen, Experteninterviews und gemeinsam durchgeführten Fokusgruppenveranstaltungen adressatenspezifische BGM-Bedarfe zu analysieren und passende Maßnahmen zu entwickeln.
Bestehende Handlungshilfen für KMU werden modifiziert und um Aspekte ergänzt, die der Diversität an Lebenslagen und Arbeitsumgebungen gerecht werden. Die erhobenen Daten werden genutzt, um darauf abgestimmte Maßnahmen und Empfehlungen zu entwickeln. Diese können von KMU im Rahmen einer Evaluation kostenlos getestet werden und so fließt wertvolles Feedback direkt iterativ in die weitere Entwicklung ein.
Als Ergebnis des Forschungsprojekts steht interessierten KMU ein wissenschaftlich fundiertes Unterstützungskonzept in Form einer webbasierten BGM-Servicestelle zur Verfügung. Diese bietet verschiedene Angebote wie z. B.
- einen Potenzialfinder zur Einschätzung des betriebsspezifischen Bedarfs an BGM-Maßnahmen,
- informative Videos und Hintergrundinformationen zu BGM und seinen Bestandteilen,
- einen Fragebogen zur Identifikation von arbeitsbezogenen Gesundheitstypen,
- ein interaktives Spiel, das an die Gefährdungsbeurteilung als Teil des Arbeitsschutzes heranführt,
- eine Checkliste als Hilfestellung zur Umsetzung von BGM im eigenen Unternehmen und
- eine Liste von Ansprechpartner*innen für verschiedene Aufgaben und Fragestellungen des BGM
Mittelbar kann das Projekt zu reduzierten Fehlzeiten, zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit und damit verbunden auch zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit von Beschäftigten, zur Steigerung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit beitragen.
Publikationen
Friedrich, J., Alam, N., Bilgic, L., Feng, Y-S., Lehrke, L., Marschall, S., Martus, P., Münch, A-K., Münster, P., Niebuhr, F., Rupp, M., Strauß, J., Schneider, K., Sudeck, G., Thiel, A., Zimmermann, G. & Voelter-Mahlknecht, S.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) vital: Entwicklung und Evaluation einer adressatenorientierten und diversitätssensiblen BGM-Servicestelle
Prävention und Gesundheitsförderung 2023;
Friedrich, J.; Münch, A-K.; Thiel, A.; Völter-Mahlknecht, S.; Sudeck, G.
OHLS: Ein Fragebogen zur Messung arbeitsbezogener Gesundheitskompetenz
Public Health Forum 2022; 30(2):83-85.
Friedrich, J.; Münch, A-K.; Thiel, A.; Völter-Mahlknecht, S.; Sudeck, G.
Occupational Health Literacy Scale (OHLS): development and validation of a domain-specific measuring instrument
Health Promot Int 2023; 38(1)
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Kontakt
Leitung

Kontaktinformationen
- E-Mail-Adresse: susanne.voelter-mahlknecht(at)med.uni-goettingen.de
- Fachärztin für Arbeitsmedizin
- Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
- Mitglied des Ausschusses für Arbeitsmedizin (AfAMed) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)
- Weiterbildungsermächtigung für den Facharzt "Arbeitsmedizin" (Ärztekammer Berlin)
- Mitglied der Sachverständigenkommissionen beim Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP)
- Vorstandsmitglied der Fachgesellschaft DGAUM (Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin)
- Mitglied des AG "Zukunft der Arbeit nach Corona" der Leopoldina - Working Group "future of work"
- Mitglied des Ehrenrats der DGAUM